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Mit Hybrid in die Zukunft

© Fotos: Toyota Motorsports

Hybridantrieb ist in aller Munde, die Verkaufszahlen steigen stetig. Doch was steckt eigentlich hinter dem Begriff Hybrid im Fahrzeug? Der erfolgreiche heimische Rennfahrer Alexander Wurz, selbst auf der Rennstrecke und im Alltag mit Hybridantrieb unterwegs, klärt auf.

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Alexander Wurz

ist erfolgreicher Rennfahrer und Verkehrssicherheits-Experte. Nach 10 Jahren in der Formel 1 fuhr er unter anderem erfolgreich im Internationalen Le Mans-Cup und dem FIA World Endurance Championship. Zweimal gewann er das 24-Stunden-Rennen von Le Mans und ist unangefochten der jüngste Sieger in der Geschichte des Rennens.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff Hybrid im PKW?

Hybrid im PKW bedeutet eine gemischte Antriebsform des Autos. Meist kommt ein elektrischer Motor neben einem herkömmlichen Verbrennungsmotor zum Einsatz. Die für den Betrieb des Elektromotors benötigte elektrische Energie wird dabei während der Fahrt vom Auto selbst geladen. Beim Bremsen etwa schaltet sich der Elektromotor auf den Antriebstrang dazu und lädt die Batterie auf. Als positiver Nebeneffekt fungiert er dabei auch als zweite Motorbremse.

Im Alltag wirkt der Verbrennungsmotor in Verbindung mit dem Elektromotor also beim Beschleunigen und hilft beim Bremsen und nutzt so auch gleich die kinetische Energie, die im rollenden Auto steckt. So wird die Batterie mit Energie geladen, die man beim nächsten Beschleunigen wieder sinnvoll nutzt. Bei herkömmlichen Fahrzeugen verschwendet man beim Bremsen die gesamte kinetische Energie, sie wird beim Verzögern vernichtet und in Hitze umgewandelt. Beim Hybridantrieb aber wird sie sinnvoll genutzt, um Kraftstoff zu sparen und Leistung zu gewinnen.

Macht Hybridtechnologie bei jedem Einsatzzweck und in jeder Fahrzeugklasse Sinn?

Solange die Effizienzrechnung stimmt, machte es absolut Sinn. Es muss nur das Gewicht des ganzen Hybridsystems in Betracht gezogen und mit dem Gewicht des Fahrzeugs verglichen werden. Je leichter das Hybridsystem, desto besser. Und desto eher kann es auch in immer kleineren und leichteren Fahrzeugen helfen, weiter Sprit zu sparen. Und bei der Gewichtsreduktion kommt auch das technische Wettrüsten im Rennsport zum Tragen. In unseren Rennautos haben wir mittlerweile wesentlich kleinere und leichtere Hybridsysteme als man momentan im Serienauto kaufen kann. Das Rennhybrid- System, das in meinem Rennwagen steckt, gibt mir 500PS Leistung bei jedem Beschleunigungsvorgang extra. So macht Hybrid Sinn und Spaß!

Die Technologie, die heute in meinem Rennauto steckt, wird Schritt für Schritt in die Serienautos kommen.

Stichwort Plug-In-Hybrid. Ist das der Weg in die emissions-freie Zukunft?

Nein, der Weg in die vollkommen emissionsfreie Zukunft ist es nicht. Aber das Plug-In-Hybridsystem, bei dem die Energie für den Elektromotor nicht nur aus dem Fahrbetrieb selbst, sondern zusätzlich auch aus der Steckdose kommt, arbeitet noch effizienter und spielt so seine Vorteile gerade im Stadtverkehr voll aus. Weil ein Plug-In-Hybridfahrzeug im Gegensatz zum herkömmlichen Hybrid auch längere Strecken vollkommen elektrisch zurücklegen kann.

Die emissionsfreie Auto-Herstellung und das emissionsfreie Fahren wird es meiner Ansicht nach wohl nie geben, zumindest nicht in unserer Lebenszeit. Denn auch der Strom muss ja erst erzeugt werden. Außer wir stellen zu 100 Prozent auf Atomstrom um oder ganz Österreich sitzt in der Freizeit am Hometrainer, der ans Stromnetz angeschlossen ist. Aber Scherz beiseite. Im Prozess von der Entwicklung bis zur Herstellung, der täglichen Nutzung und dem Recycling eines Fahrzeugs verbessert sich die Technik fast täglich und hilft so, Ressourcen zu schonen und Emissionen zu verringern.

Auch im Rennsport nimmt die Zahl der Hybridfahrzeuge zu. Welche Vorteile ergeben sich dadurch?

Alexander Wurz
© Foto: Toyota Motorsports

Im Rennsport wurde und wird bei jedem Bremsmanöver in spektakulärer Weise Energie vernichtet. Und diese Energie laden wir etwa in meinem Rennwagen in „Supercapacitors“ auf. Mit dem einzigen Sinn, diese Energie beim Beschleunigen wieder zu nutzen. Alles, um einfach noch schneller zu sein. Somit habe ich am Ausgang jeder Kurve 1000PS anstelle von nur 500 PS des Verbrennungsmotors. In LeMans etwa fahren wir dieselben Rundenzeiten, aber verbrauchen fast 30 Prozent weniger Treibstoff. Ist doch cool, oder?

Kommt der Hybridantrieb vom Rennsport in den PKW oder umgekehrt?

Zuerst war der Hybrid im PKW. Und zwar schon seit 1997. Der damalige Entwicklungsleiter ist jetzt bei uns im Rennsport als Berater immer mit dabei und steht uns mit seinem Know-how zur Seite. Die Technologie, die heute in meinem Rennauto steckt, wird Schritt für Schritt in die Serienautos kommen. Zumindest in einigen Jahren.

Sind Sie im Alltag auch mit einem Hybridauto unterwegs?

Na klar, womit sonst?!

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